Liebe Leserin, lieber Leser,
die Preise für Gold, Silber und Platin wirken wie eingeschlafen. Genau dann müssen Sie als Anleger hellwach sein. Nur so legen Sie das Fundament für überdurchschnittliche Gewinne. Wahrscheinlich ziehen Sie es auch vor, in Ruhe und geplant einzukaufen statt sich mit einer emotionsgeladenen Menschenmasse um etwas zu balgen. Letzteres führt an der Börse fast immer zu unnötigen Verlusten.
Gewinner lassen sich nicht von Leidenschaften leiten, kalkulieren kühl und beobachten genau. Bei den Goldaktien fällt dem aufmerksamen Beobachter aktuell eine wichtige Veränderung auf.
Seit Mitte Oktober hat sich das Kursmuster beim wichtigsten Goldminen-Index HUI verändert. Vom Hoch Ende August/Anfang September bis Mitte Oktober bildete das Goldaktien-Barometer tiefere Tiefpunkte aus, was klassisch für einen Abwärtstrend bzw. eine intakte Korrektur ist. Seitdem erkennen Sie im obigen Chart aber Tiefpunkte, die über dem vorigen Tief liegen. Damit ist ein starkes Indiz und eine Grundvoraussetzung für eine Trendwende gegeben.
Für eine neue Goldrally müssen diese Puzzleteile passen
Ein Garantie- und Freifahrtschein, um sich nun Hals über Kopf und exzessiv in Edelmetalle und Minenaktien zu stürzen, bedeutet dies jedoch nicht. Dazu bedarf es der Verdichtung weiterer Indizien. Erstens muss die Serie tieferer Hochpunkte beim HUI geknackt werden. Ein Blick auf obigen Chart macht deutlich, dass hierfür ein Tagesschlusskurs über 220 Punkte ausreichen würde. Achten Sie in der neuen Woche darauf.
Zweitens müssen die Edelmetalle mitspielen, also ihre gleitenden 20- und 50-Tage-Linien überspringen. Von einer neuen Trendbewegung nach oben können Sie ausgehen, wenn der Goldpreis 1500 Dollar und Silber 17,50 per Tagesschluss überwunden hat.
Passen diese Puzzleteile – HUI jenseits 220, Gold über 1500 und Silber über 17,50 – zusammen, können Sie sich anschnallen für eine neue Edelmetallrally. Wohin die bei den Goldminen führen kann, zeigt der folgende Chart.
Als erste Hürde auf dem Weg nach Norden wartet auf die Edelmetallaktien das Hoch vom Sommer 2016 bei knapp 290 Punkten, danach die Marke von 375. Dies würde Gewinne von 35 bzw. 75 Prozent bedeuten.
Sonderfall Platin: Kommt wieder ein Tief zum Jahreswechsel?
Wahrscheinlich haben Sie im Buch Dumm, dümmer, deutsch – Eine humorvolle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gerne lebten gelesen, dass Platin – neben Silber – mein Favorit für die neue Rohstoff- und Edelmetallhausse ist. Viele Marktbeobachter lassen nicht zuletzt deshalb die Finger von Platin, weil es als besonders unberechenbar gilt und oft nicht synchron mit Gold und Silber läuft.
Ich mag Platin, habe beste Erfahrungen damit, konnte es schon 1998 beim Tief von 333 Dollar zum Kauf empfehlen. Danach startete der Platinpreis seine Fahrt zum Mond, die erst Anfang 2008 bei 2300 Dollar endete. Dieses vor allem in Südafrika geförderte Edelmetall verlangt besonders intensive Beschäftigung, wenn man es in den Griff bekommen will. Dabei fällt auf, dass Platin gern wichtige Preistiefs um den Jahreswechsel markiert. Sieben wichtige Preisböden ereigneten sich in den letzten achten Jahren in den Monaten Dezember und Januar. Sechs der sieben Preistiefs fielen auf den Dezember.
Sollte der Platinpreis in den nächsten Wochen einen Schwächeanfall erleiden, werten Sie dies also bitte nicht als Verkaufssignal, sondern als Kaufchance. Idealerweise hält dabei die von mir mehrfach genannte Zone um 860 Dollar.
Meine Strategie und Taktik für die nächsten Wochen und Monate
Aus obigen Analysen leitet sich mein Vorgehen ab. Sollten Gold, Silber und Minenindex HUI in Kürze die Marken 1500, 17,50 und 220 überwinden und damit das Ende der Korrektur bestätigen, werde ich einen großen Teil meiner Cash-Position investieren. Andererseits werde ich bei einem deutlichen Schwächeanfall unter die letzten Tiefs zuschlagen. Denn wir sind – so oder so – zeitlich nahe an einem mittelfristigen Boden. Danach lautet die Parole: nicht beirren lassen und einige Monate an den Positionen festhalten. Dies ist das Rezept für außergewöhnliche Gewinne.
Behalten Sie also die Nerven, auch wenn die Shortbanken ein kurzfristiges neues Tief provozieren sollten. Die folgende Rally würde nämlich umso stärker ausfallen. Verkaufen Sie nicht in der Nähe eines Zwischentiefs, sondern nahe dem Hoch einer mittelfristigen Aufwärtsbewegung, wie ich das beim Wikifolio Anfang September vorexerziert habe.
Wappnen Sie sich im Dezember besonders gegen Anflüge von Verkaufspanik bei kleineren Edelmetallaktien. Meist tobt sich dort vor dem Jahresende das „Tax Loss Selling“ aus, wobei Anleger blind verkaufen, um ihre Verluste bei der Steuer anrechnen zu können. Für antizyklische Anleger ist dies die ideale Zeit, um sich mit tiefen Kauflimits auf die Lauer zu legen. In Wolfs Wahl – Gold-Silber-Platin praktiziere ich das auch.
Warum ich im Wikifolio stark auf Hebelinstrumente setze
Gleichwohl werde ich Optionsscheine & Co. weiterhin hoch gewichten. Hebelprodukte gelten gemeinhin als sehr spekulativ, risikoreich und gefährlich. Wenn Amateure, Hasardeure oder Traumtänzer damit hantieren, trifft dies auch zu. Wer sich auskennt, Knockout-Schwellen mit Bedacht aussucht und besonders bei Optionsscheinen lange Laufzeiten mit nahen und niedrigen Basispreisen wählt, hat ausreichend Zeit, damit seine Spekulation aufgehen kann. Beim Blick auf die Derivate-Positionen im Portfolio wird Ihnen die konsequente Umsetzung auffallen.
Total konservativ agiere ich im Vergleich zu der unbekannten Person oder dem Hedgefonds, der vergangene Woche 5.000 Optionswetten kaufte, dass Gold bis zum Juni 2021 4.000 Dollar je Unze erreichen wird. Der forsche Käufer lancierte eine 1,75-Millionen-Dollar-Optionswette. Selbst diese hochriskante Wette könnte aufgehen, erwarte ich doch eine Inflationsphase in den Jahren 2021 bis 2023 mit haussierenden Rohstoff- und Edelmetallpreisen.
Wolfs Wahl: Ein Neuzugang und ein Favorit mit Stolperschritt
Mit Transaktionen hielt ich mich im Wikifolio in der letzten Woche zurück. Denn es gilt die oben beschriebene Doppelstrategie. Bestätigt wurde ich darin, stark auf Hebelprodukte zu setzen und eine extrem hohe Zahl an Aktienpositionen zu halten. Unkalkulierbare Ereignisse verhageln so nicht das Gesamtergebnis.
Unverständlich und unkalkulierbar verhielt sich das Management meines australischen Gold- und Seltene Erden-Favoriten Alkane Resources. Schuldenfrei und mit rund 70 Millionen Austral-Dollar (A$) Cash verkündete das Unternehmen eine Kapitalerhöhung um 55 Millionen A$ durch die Ausgabe neuer Aktien zu einem Preis von 0,55 A$ je Aktie. Da dies einem Abschlag von zehn Prozent gegenüber dem Marktpreis unmittelbar vor der Ankündigung entsprach, tauchte die Aktie ab.
Was hat Alkane dazu gebracht, sich so unnötig ins Knie zu schießen? Ich vermute, dass man „auf Vorrat“ Bargeld bunkert, um das „Dubbo“-Projekt für Spezialmetalle in eine separate börsennotierte Einheit auszugliedern. Da der Aktienkurs von Alkane auf den Finanzierungspreis gefallen ist, lohnt sich die Teilnahme an der Bezugsrechtsemission 1-für-8-Aktien nicht mehr, die sich sowieso nur an „berechtigte Aktionäre“ mit registrierten Adressen in Australien, Neuseeland oder Großbritannien richtet. Trotz tölpelhaftem Management hat Alkane unverändert gute Perspektiven und ist in der Nähe des Finanzierungspreises kaufenswert.
Hier gehts zu den beiden vorausgehenden Teilen dieser Beitragsreihe:
- Warum das Wikifolio „Wolfs Wahl“ die Konkurrenz abhängt
- Ein Jahr Wikifolio „Wolfs Wahl“: Resultate, Strategie und Ausblick
Ankündigung: Der nächste Beitrag wird ein Geschenketipp für Gold und Silber. Darin lesen Sie, welche Münzen Sie kaufen sollten – nicht nur zu Weihnachten.