Liebe Leserin, lieber Leser,

neben den extremen und zunehmend verzweifelten Markteingriffen der US-Notenbank (Fed) zur Stützung des angeschlagenen Bankensektors ist die Stimmung zum wichtigsten Faktor an den Börsen avanciert. Um dies zu erkennen, sind keine theoretischen Abhandlungen nötig. Ein Blick auf die Preisbewegungen im Energiebereich reicht aus. Am 22. Juni wies ich an dieser Stelle auf die Ausbildung eines hausseträchtigen Rundbodens bei Öl sowie Erdgas hin und stellte das Wikifolio OEL KANN KOHLE BRINGEN vor. In den folgenden sieben Wochen stieg der Preis für Natural Gas um 13,8 Prozent und für WTI-Öl um 16,4 Prozent. Das Energie-Wikifolio konnte um 34 Prozent zulegen. https://www.wikifolio.com/de/de/w/wfoelkohle

Das auf die unverzichtbaren Energiequellen ausgerichtete Wikifolio OEL KANN KOHLE BRINGEN gibt es an der Börse erst seit 21. März. Zu rund 40 Prozent besteht es aus Öl-, Gas- und Uranaktien, 54 Prozent stecken in Hebelprodukten. Von derzeit 19 Aktienpositionen sind 15 im Plus, bei den Derivaten stehen aktuell einem Verlierer 14 Gewinner gegenüber. In den knapp fünf Monaten wurden – ausnahmslos dreistellige – Gewinne von bis zu 195 Prozent realisiert.

Kurz bevor das Wikifolio richtig in Fahrt kam, sind die meisten Anleger ausgestiegen. „Wie so oft“, ist man – nicht nur – versucht zu sagen und zu schreiben. Denn es zeigt wieder einmal die extreme Ungeduld vieler Akteure an den Börsen. Gehört doch Geduld zu den wichtigsten Tugenden in diesem Geschäft. Aber die Emotion ist meist Sieger und der Anleger dann Verlierer. Bei der negativen Stimmung für Öl und Gas im Frühjahr investierte dort nur eine Minderheit, die dann auch noch mehrheitlich nach wenigen Wochen und vor dem starken Anstieg die Flinte ins Korn warf.

Stehen deutsche und US-Aktien vor einem (Mini-)Crash?

Dabei verspricht ein Engagement meist Erfolg, wenn man bei sehr schlechter Stimmung antizyklisch zugreift und Geduld mitbringt. Umgekehrt sollten Sie bei sehr positiver Stimmung und nach einem deutlichen Anstieg, der die Kurse weit über die gleitenden Durchschnittslinien hievte, vorsichtig werden und an (Teil-)Gewinnmitnahmen denken. Wie jetzt beim DAX und an der US-Börse, die nicht zuletzt deshalb so stark zulegen konnten, weil die Fed Geld in den Markt pumpt(e), um viele auch charttechnisch angeschlagene Banken vor dem Absturz zu bewahren. Unmittelbar nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA selbst – was allein schon ein Menetekel ist – hat die Ratingagentur Moody’s gerade zehn kleine bis mittelgroße Banken im ganzen Land herabgestuft und dies mit „finanzieller Anspannung“ und „Belastungen, die ihre Rentabilität untergraben könnten“ begründet. Sechs weitere Banken stehen unter Beobachtung, und weitere elf wurden von „stabil“ auf „negativ“ herabgestuft. Ein gefährlicher Cocktail ist entstanden, weil die an den großen Wendepunkten notorisch schiefliegenden Kleinanleger aktuell sehr optimistisch für die Börsen eingestellt sind.

Als „Dumb Money“ werden die Kleinanleger im angelsächsischen Raum gern bezeichnet, weil sie bei den wichtigen Trendwenden an der Börse konsequent falsch positioniert sind. Die obige Abbildung demonstriert dies anhand der für den Aktienmarkt besonders wegweisenden Technologie- und Halbleiterwerte. Sowohl der Nasdaq 100 ETF (QQQ) als auch der Semiconductors ETF (SMH) haben sich an ihre Allzeithochs – die wichtige Widerstände markieren – herangepirscht. Im unteren Teil des Schaubildes können wir einen Indikator für den Optimismus beim „dummem Geld“ sehen. Der ist so hoch wie nie zuvor, liegt deutlich über der roten Linie und sendet ein klares Warnsignal. In den nächsten Wochen wird sich herausstellen, ob das extreme Vertrauen des „dummen Geldes“ wiederum mit einem Trading-Top für die Technologiebranche einhergeht.

Im Buch Dumm, dümmer, deutsch – Eine humorvolle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gerne lebten https://c.kopp-verlag.de/kopp,verlag_4.html?1=711&3=0&4=&5=&d=https%3A%2F%2Fwww.kopp-verlag.de%2Fa%2Fdumm-duemmer-deutsch-10 habe ich den Unterschied zwischen „Dumb Money“ und „Smart Money“ so beschrieben: „Es gibt die vielen mit dem wenigen Geld und die wenigen mit dem vielen Geld. Die zweite Gruppe kennt man kaum, wer dazugehört, ist diskret. Diese wenigen Wissenden kaufen, wenn die sprichwörtlichen Kanonen donnern oder (…) das Blut aus der Bild-Zeitungsschlagzeile tropft.“

Das deutsche Börsenbarometer hat Ende Juli ein nominales Allzeithoch erreicht – und zeigt sich „völlig losgelöst“ von miesen Wirtschaftsdaten und -aussichten sowie Zinsanhebungen. Auch wenn der DAX sich noch einige Wochen oben halten kann, so wird ihm doch die Luft ausgehen und Luft aus den Kursen entweichen. Dafür spricht die zunehmend zähe Kursentwicklung der letzten Wochen, das Anklopfen an die obere (grüne) Widerstandslinie sowie der große Abstand zur roten 200-Wochenlinie. Zudem erkennen Sie, dass der RSI (der obere Indikator) das jüngste Hoch beim DAX nicht mehr bestätigt hat, also eine Divergenz vorliegt. Und der MACD (unterer Indikator) rollt über und dreht schon deutlich gen Süden. Wichtig dabei auch: 2024 ist zyklisch ein Vierjahrestief beim DAX fällig, und der Abstieg dahin sollte im gegenwärtigen geopolitischen Minenfeld bald beginnen. Das letzte derartige Tief im März 2020 haben viele Anleger noch in schlechter Erinnerung. Das Zwischentief zur „Halbzeit“ Ende September 2022 passt ins Bild. Wer deutsche Aktien kräftig einsammeln will, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr zu deutlich tieferen Kursen zum Zuge kommen.
Der DAX ist seit März 2000 ein miserables Investment … wenn man ihn vernünftigerweise in Gold betrachtet und nicht in einer zum Untergang verurteilten schwindsüchtigen Gemein(schafts)währung. Auf die reale, nicht auf die nominale Entwicklung kommt es an. Der Chart zeigt simpel den DAX in Gold statt in Euro berechnet. Und da offenbart sich eindeutig eine schlechte Performance deutscher Aktien im Vergleich zum Gold als traditionellem Wertspeicher.. An diesem negativen DAX-Langfrist-Trend konnte selbst die starke Korrektur des Goldpreises zwischen September 2011 und Dezember 2015 nichts ändern.
Der (10.) März 2000 ist ein herausragendes Datum, markiert er doch das Hoch der größten Aktienhausse der Weltgeschichte seit ihrem Start im Jahr 1982. Damals toppten DAX und Neuer Markt, letzterer verschwand, während die 8000 DAX-Punkte vom 10. März 2000 bis heute nicht übertroffen wurden, wenn man sich die Mühe macht, real zu denken und zu rechnen, also die Inflationsrate einbezieht oder den DAX in Gold statt in Euro ausdrückt. In den nächsten 12 bis 18 Monaten wird der Chart weiter kräftig nach Süden rauschen, also der DAX gegenüber Gold ordentlich Federn lassen.
Seit seiner Einführung am 1. Januar 1999 verlor der Euro gegenüber Gold mehr als 85 Prozent.
Wenn die „kränkelnde Frühgeburt“ (so Gerhard Schröder) fast vollständig pulverisiert ist und der DAX in etlichen Jahren bei 50.000 oder 100.000 steht, wird es immer noch ignorante Zeitgenossen geben, die eine tolle (leider lediglich nominale) Performance bejubeln. Weimar 1923 lässt grüßen.

Warum die Fed im Dilemma steckt und Gold in den Startlöchern steht

Die US-Notenbank hat sich in eine Zwickmühle manövriert. denn sie pumpt Unmengen Liquidität, um eine normale und gesunde Aktienmarktkorrektur zu vermeiden, weil sie im Gefolge einen Kollaps des zunehmend maroden Bankensektors fürchtet. Einerseits müssen sie Liquidität in den Markt lenken, andererseits hat die Fed jetzt das Problem, dass ein Teil davon in den Energiesektor zu fließen beginnt und die Öl- und Gaspreise wieder steigen. Damit heizen die New Yorker Zauberlehrlinge groteskerweise die Inflation an, die sie zu bekämpfen vorgeben.

Beim Gold konnte die Fed dreimal den großen und nachhaltigen Ausbruch über 2000 Dollar vereiteln. Doch die Notenbankster werden auch bei der Drückung des Goldpreises, wodurch sie die meisten Rohstoffpreise plus Inflation in Schach halten wollen, scheitern. Nicht nur, weil Triple Tops rar sind. Die jahrelange Manipulation wird dafür sorgen und Garant sein, dass nach dem Überwinden des letzten Hochs bei 2090 Dollar der Deckel wegfliegt und eine außergewöhnlich starke und dauerhafte Rallye einsetzt. Wahrscheinlich startet ein neuer Anlauf schon im August, nachdem die heutige Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise den Goldpreis nicht schwächen konnte. Wie stark und schnell es von einem Augusttief nach oben geht, hängt auch von der Entwicklung an der US-Börse ab. Im Ideal- und wahrscheinlichsten Fall sorgt ein schwacher Aktienmarkt dafür, dass sich die Fed weitere Zinserhöhungen verkneift und die Anleger in Richtung Sicherheit umschichten – also vor allem in Staatsanleihen und Gold. Neue Allzeithochs in diesem Jahr und 3000 Dollar in 2024 wären dann keine Überraschung.

Wie auf Schienen bewegt sich der Gold Bugs Index seit dem (vorletzten) 7-Jahres-Tief Ende 2015. Der jüngste dieser markanten langfristigen Tiefpunkte und Kaufchancen fiel auf den September 2022. Ein Rückgang von bis zu zehn Prozent in den Bereich 200 bis 210 Punkte im August wäre ein Geschenk, denn in den nächsten Monaten steht eine Verdopplung auf 400 bis 450 Punkte an.

In der nächsten Ausgabe lesen Sie, warum der Goldpreis in den kommenden Jahren problemlos auf 12.435 Dollar steigen kann und welche Überlebenschancen der Euro und die Bundesrepublik Deutschland haben.