Liebe Leserin, lieber Leser,

elektrisiert musste sein, wer als professioneller Börsenbeobachter den letzten Freitag nicht im Dauerschlaf oder Delirium verbrachte. Pünktlich um 13 Uhr 30 deutscher Zeit wurde mit nahezu 20.000 Kontrakten eine der größten Attacken überhaupt gegen den Goldpreis geritten. Die guten US-Arbeitsmarktdaten dienten als Vorwand, um das böse Gold zu verprügeln. Niemand ist normalerweise so dumm und verkauft auf einen Schlag so viel, dass er sich den Preis kaputtmacht. Außer er ist verzweifelt, sitzt bereits auf hohen Short-Positionen und will eine Verkaufspanik auslösen.

Das beabsichtigte Blutbad blieb aus. Binnen Minuten tauchte der Goldpreis von 1511 auf 1504 Dollar, um eineinhalb Stunden später mit 1514 Dollar den Preisdrückern eine Nase zu drehen sowie die Handelswoche über der wichtigen 50-Tage-Linie zu beenden. So etwas passiert nicht alle Tage. Und es zeigt, dass sich Dummheit auch unter Bankern ausbreitet. Denn töricht ist, wer einen krassen Fehler nach kurzer Zeit wiederholt.

Fliegt Gold bald wieder wie ab Ende Mai, weil Banker aus ihren Fehlern nichts gelernt haben und erneut auf die Nase fliegen?

Schon im April/Mai versuchten Großbanken ihre Spekulationen auf sinkende Goldpreise zu retten und eine Verkaufslawine auszulösen, indem sie immer wieder Anläufe unternahmen, das Edelmetall unter die – damals wichtige – Marke von 1270 Dollar zu drücken. Die Versuche misslangen, die Leerverkäufer-Banken mussten bei steigenden Goldpreisen offene Positionen glattstellen und beschleunigten so den für sie sehr kostspieligen Preisauftrieb von Juni bis Anfang September. Die Shorties scheinen nichts daraus gelernt zu haben. Sollte der Goldpreis demnächst 1520 Dollar überwinden, werden sie wieder gewaltig in die Bredouille kommen und erneut Milliarden verlieren.

Die auf sinkende Edelmetallpreise spekulierenden Banken wollen offensichtlich nicht verstehen, dass sich die Spielregeln am Goldmarkt geändert haben. Sie können nicht mehr nach Belieben schalten, walten und manipulieren. Eine mächtige Gegenpartei nimmt sie in den Schwitzkasten. Bislang kann nur spekuliert werden, wer dahinter steckt. Am wahrscheinlichsten ist eine Allianz von Hedgefonds.

Gelddruck-Orgie und Dollarschwäche: Turbo für die Edelmetalle

Wer auf steigende Notierungen für Gold, Silber und Platin setzt, hat derzeit die entscheidenden Argumente auf seiner Seite. Die Preise für Edelmetalle und Goldminen haben zwei Monate konstruktiv korrigiert, sich dabei technisch ausgependelt. Der Trend zu Minuszinsen ist ungebrochen.

Gewaltige Wirkung wird die neue Geldflut durch die US-Notenbank zeigen. Seit Beginn der „akuten Notfallmaßnahmen“ am 17. September zur Abwendung eines Kollapses des US-Dollar Repo-Marktes hat die FED bereits dreistellige Milliardenbeträge gedruckt. Das schwächt logischerweise den Dollar und soll es auch. Denn die USA haben die Nase voll von der permanenten Währungsmanipulation durch die EZB und die Bank of Japan (BOJ). New York schlägt massiv zurück im Währungskrieg. Und ein schwacher Dollar beflügelt den Goldpreis.

Die FED kontert im Währungskrieg gegen die EZB. Nach dem Doppelhoch Anfang September und Anfang Oktober präsentiert sich der Dollar-Index schwach, hängt nun an seiner 200-Tage-Linie. Alle Indiktoren sprechen für im Trend weiter fallende Notierungen.
Spiegelbildlich stabilisiert sich der Euro – der mit 57,6 Prozent die höchste Gewichtung im Dollar-Index hat – auffallend. Besonders die 200-Tage-Linie fällt nicht mehr, sondern präsentiert sich seit einem Jahr waagerecht. So kündigt sich meist ein Trendwechsel an.

Amerikas Wirtschaft benötigt keine Schützenhilfe der Notenbank via Zinssenkung und Geldflut. So wird hauptsächlich der Währungskrieg intensiviert, weil sich alle Seiten von einer schwachen Währung kurzfristige Vorteile versprechen. Diese forcierte, kombinierte und kumulierte Währungsmanipulation durch FED, EZB und BOJ provoziert einen neuen Inflationszyklus in den kommenden Jahren. Ob die Verantwortlichen dies nun sehen, wollen oder nicht. Nur wer brav den offiziellen Statistikbehörden glaubt, übersieht leicht, dass die „Schatteninflation“ in den USA zwischen vier und fünf Prozent liegt.

Platin weist Gold und Silber den Weg nach oben

Nur schwer übersehen kann man, welches Edelmetall derzeit auf dem Weg zu höheren Preisen den Takt vorgibt. Es ist das schon im Buch „Dumm, dümmer, deutsch – Eine humorvolle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gerne lebten“ favorisierte Platin.

Schöner kann ein Chart kaum sein: ein Aufwärtstrend mit höheren Tiefpunkten nach einem Doppelboden im Juni. Die kurzfristige Korrektur seit Anfang September wurde mit dem Preissprung am 23. Oktober beendet.

Zum Glück haben nur wenige Beobachter dieses Edelmetall auf dem Radar. Und wenn doch, dann liegen manche schnell unübertrefflich daneben. So erschien am 23. Oktober auf www.goldseiten.de in der Rubrik „Technische Analyse“ ein Beitrag mit dem Titel „Platin – Es muss erst noch schlechter werden, damit es richtig gut wird!“ Robert Schröder nahm darin das Edelmetall unter die Lupe und bewertete seine frühere Prognose vom 26. Juli so: „Daraus wurde bekanntlich nichts.“ Seine neue Einschätzung vom 23.10.: Es „deutet sich jetzt an, dass es für Platin-Anleger in den nächsten Wochen und Monaten nochmals richtig bitter werden könnte. Kurse unter 756 USD bis hin zu einem direkten Test der 700 USD im Zusammenhang mit einem Test der unteren Keillinie sind jetzt realistisch.“ Und: „Ebenso spricht der deutlich korrektive Charakter der letzten Aufwärtsbewegung (August 2018 bis September 2019) auch in keinster Weise für eine (begonnene) Trendwende.“

Aus Respekt vor der deutschen Sprache kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass „kein“ schon logisch nicht steigerungsfähig ist, auch wenn sich viele immer wieder mit dem Versuch erfolgreich blamieren. Nun werfen Sie bitte einen Blick auf obigen Platin-Chart. Sie sehen den kräftigen Sprung auf gut 920 Dollar, mit dem der seit Anfang September währende Abwärtstrend (obere blaue Linie) beendet wurde. Ahnen Sie es schon? Genau! Er erfolgte am 23. Oktober – als die Analyse mit Ziel 700 Dollar veröffentlicht wurde.

Wikifolio „Wolfs Wahl“ weiter auf beschwingter Bergfahrt

Würde ich derart analysieren, hätte das Wikifolio garantiert keine 280 Prozent Gewinn in knapp einem Jahr erzielt. Ich agierte genau gegensätzlich, investierte ab 21. Oktober massiv und frühzeitig, was Sie in der „Trade Historie“ nachvollziehen können.

Was meinen Sie, erreicht das Wikifolio noch in diesem Jahr den Stand von 500 Euro und damit einen Gewinn von 400 Prozent? Konservativ gehe ich von Februar/März aus.

Natürlich gehört zu einem solchen Ergebnis eine Portion Glück. Wer das bezweifelt, ist gezwungen, mir 100 Prozent Genialität zu unterstellen. Was mir unangenehm wäre, denn dann kommt leicht die Gefahr von Größenwahn und Selbstüberschätzung auf. Und die endet nie gut. Die gerupften Genossen von der SPD können ein Lied davon singen.