Liebe Leserin, lieber Leser,

in Artikeln über das bekannteste Edelmetall stolpern Sie fast immer über die Bezeichnung „Krisenmetall“. Diesen pauschalen Unsinn können Sie glauben und nachbeten – oder weiterlesen. Wer Gold in einer Krise hat/hält, erlebt meist ein böse Überraschung. Autoren, Analysten oder Journalisten, die den Begriff „Krisenmetall“ ohne weitere Erläuterung in den Raum werfen, offenbaren Unwissenheit, Ahnungslosigkeit oder zumindest Kurzsichtigkeit.

In Ihnen regen sich Zweifel? Nun denn! Am 21. Januar 1980 erreichte Gold einen langjährigen Höchststand bei 850 Dollar je Feinunze, am New Yorker Terminmarkt im Handelsverlauf sogar 873 Dollar. Kurz vorher, am 27. Dezember 1979 übersprang der Goldpreis erstmals die Marke von 500 Dollar. Auslöser für diese kurze und heftige Preisexplosion war der Beginn einer doppelten Krise: die Besetzung der US-Botschaft in Teheran durch Studenten im November 1979 sowie – mehr noch – die militärische Intervention der Sowjetunion in Afghanistan ab 25. Dezember 1979.

Also ist Gold doch ein Krisenmetall!? Eben nicht! Allenfalls ein Indikator für einen Krisenbeginn, besser noch: ein Krisenerwartungsmetall. Brave deutsche Familienväter harrten Anfang 1980 stundenlang vor Bankfilialen aus, um einen Krügerrand, die bekannte südafrikanische Goldmünze, zu ergattern. Sie kauften am Ende eines zehnjährigen Aufwärtstrends zu historisch hohen Kursen. Dann ging es unter großen Schwankungen abwärts. Obwohl die den Preissprung auslösenden Krisen erst anfingen. Das Drama in der Teheraner US-Botschaft zog sich noch mehr als ein Jahr hin, die Moskauer Truppen hielten sich zehn Jahre in Afghanistan auf. 28 Jahre hatte das nominale Gold-Allzeithoch in Dollar Bestand.

Zweites Gold-Desaster 2008

Wer beim Ausbruch einer „Krise“ ins Gold springt, wird in der Regel gerupft. Das zeigt auch das Jahr des vorletzten historischen Goldpreishochs 2008.

In den ersten Januartagen 2008 überbot der Goldpreis sein Hoch von Anfang 1980. Wiederum folgte ein kräftiger Preisschub. Gold „witterte“ geradezu die Vorboten der Krise.

Der Münchener Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) schockierte die Börse mit unerwarteten Abschreibungen, als Folge brach der Aktienkurs am 15. Januar 2008 um 35 Prozent ein. Rezessionsängste an Europas Börsen bescherten dem DAX am 21. Januar einen Absturz um sieben Prozent – den größten prozentualen Verlust seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York. Noch vor Börseneröffnung am 22. Januar in den USA senkte die US-Notenbank (Fed) auf einer Krisensitzung die Zinsen um 75 Basispunkte auf 3,5 Prozent und bremste damit die weltweite Börsentalfahrt. Am 30. Januar folgt ein weiterer Zinsschritt auf drei Prozent.


Buy the Rumor, Sell the News

Es half alles nichts. Am 16. März ging die die fünftgrößte US-Investmentbank Bear Stearns pleite und wurde an JP Morgan notverkauft. Dieser erste Kollaps einer Großbank markiert den historisch korrekten Startpunkt der Krise im Jahr 2008 – und nicht die überall wiedergekäute Pleite von Lehman Brothers ein halbes Jahr später. Am Tag darauf – dem 17. März – erreichte der Goldpreis mit über 1030 Dollar ein neues Rekordhoch. Pünktlich zum Ausbruch der Finanzkrise.

Wie Ihnen der Chart oben zeigt, stürzte Gold trotz Krise vom Hoch im März bis Ende Oktober 2008 um rund ein Drittel ab. Ein veritabler Crash, der das Wort vom „Krisenmetall“ sofort ad absurdum führt. Gold erlebte selbst (s)eine Krise. Warum? Nicht nur trotz, sondern wegen der allgemeinen Krise. Gold ist eben keine Krisenwährung, die sich vom Rest des Marktes abkoppeln kann und steigt, wenn alles andere fällt. 2008 verkauften Goldanleger, um an Geld zu kommen, dass sie an anderer Stelle – etwa mit Aktien – verloren hatten. Sie waren zur Abdeckung sonstiger Verluste gezwungen. Erst als sich die allgemeine Stimmung an den Märkten 2009 wieder besserte, ging es mit dem Goldpreis kräftig nach oben.

Was wir daraus lernen können? Kaufen Sie Gold, wenn eine Krise sich leise andeutet, in den Kinderschuhen steckt, aber auf keinen Fall, wenn die Wörter „Crash“ oder „Krise“ Sie fett aus der Bild-Zeitung anspringen.

Halten Sie sich an die Börsenweisheit „Buy the Rumor, Sell the News“. Wer bei Gerüchten kauft und bei Fakten verkauft, handelt zwar entgegen menschlicher Logik, aber an der Börse meist richtig. Deshalb stieg der Goldpreis auch in den Monaten vor dem sich abzeichnenden Irakkrieg. Als George W. Bush im März 2003 seinen mit dreisten Lügen gespickten Überfall startete, knickte der Goldpreis umgehend ein.

Krisenbarometer DAX

Am besten kaufen Sie deutsche Standardaktien, wenn die Schreckensnachrichten aus der Bild-Zeitung quellen. Bei deutschen Aktien haben Anleger am schnellsten die Hosen voll und das Geld aus Verkäufen auf dem Konto. Deshalb war der Beginn des Irakkriegs hier spiegelbildlich die Kaufgelegenheit des jungen Jahrhunderts. US-Aktien markierten schon Anfang Oktober 2002 ihren Tiefpunkt, deutsche Blue Chips bluteten, bis das Blut im Irak floss.

Der Beginn des Irakkriegs 2003 markierte den Tiefpunkt für deutsche Aktien

Wenn Sie mein Buch „Dumm, dümmer, deutsch“ gelesen haben, wissen Sie, dass ich in den nächsten zwei bis drei Jahren das Aufflammen kombinierter Krisen erwarte. Gold und die anderen Edelmetalle haben also genug Zeit, diese Entwicklung mit steigenden Preisen vorwegzunehmen.

Kaufzonen und Kaufkandidat

Gerade deshalb sollten Sie sich in den nächsten zwei bis drei Wochen auf die Lauer legen. Die Edelmetalle könnten Ihnen kurzfristig sehr günstige Einstiegskurse bieten. Darauf sollten Sie mental vorbereitet sein und dann kaufen statt panisch zu verkaufen.

Ideale Kaufzonen: Gold bei 1240 bis 1260 Dollar, Silber 14 bis 14,20, Platin 840 bis 860 Dollar.

Besonders bei solchen Rücksetzern lohnt sich ein Einstieg in Aktien, wie meinen Wikifolio-Wert Almaden Minerals. Schon jetzt sind hier erste Käufe vertretbar. Das Unternehmen hat gute Chancen übernommen zu werden. Was aber schade wäre, denn in diesem Fall sieht die Aktie höchstwahrscheinlich nicht mehr ihren zehnfachen Kurs aus dem Jahr 2011.

Almaden Minerals notiert nahe Tiefkurs