Liebe Leserin, lieber Leser,

wie sich die Zeiten doch ändern. Treffen der Mafia fanden früher im Geheimen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Heute stehen die Zusammenkünfte der US-Notenbank FED schon mindestens ein Jahr im Voraus fest und laufen unter maximaler medialer Beobachtung und Berichterstattung ab.

Sicher haben Sie bemerkt, dass obiger Vergleich ein Scherz ist. Sollten Vertreter der Mafia hier mitlesen, will ich keine Minderwertigkeitskomplexe bei ihnen auslösen. Denn die Federal Reserve ist eindeutig mächtiger. Übrigens auch raffinierter und mit mehr Humor ausgestattet. Viele FED-Kritiker sehen mehr Chuzpe als Humor darin, dass diese „unabhängige Institution für eine stabile Geldpolitik sorgen“ soll. Falls die Notenbank tatsächlich den Geldwert stabil halten „soll“, dann „kann“ oder „will“ sie es nicht. Denn der US-Dollar hat in den 105 Jahren seit der FED-Gründung im Dezember 1913 mehr als 95 Prozent an Kaufkraft verloren. Banker verlieren schnell den Humor und US-Präsidenten das Leben, wenn man wie John F. Kennedy im Juni 1963 die Federal Reserve entmachten will und damit beginnt, staatliche, mit Silber gedeckte Dollarnoten einzuführen. Am 22. November 1963 war er und damit sein Plan tot. Wenn Sie jetzt an Saddam Hussein und Muammar Gaddafi denken, die sich auch vom FED-Dollar lösen wollten, ist das einfach nicht fair gegenüber unserer Sch(m)utzmacht.

Vor der FED-Sitzung: Läuft jetzt das Blutbad …

Hauptsache, die US-Notenbank ist höchst lebendig und schwingt den Taktstock für die Musik an den Finanzmärkten. Da die hinter ihr stehenden privaten Banker und Banken die Partituren selbst schreiben, füllen sich automatisch deren Taschen. Über die damit verbundenen Taschenspielertricks sollten Sie als Leser und Anleger für den Erhalt Ihrer pekuniären Potenz ein wenig im Bilde sein.

Die gesamte Finanzmarkt-Hammelherde ist auf die FED-Sitzungen abgerichtet, weil ihr eingetrichtert wurde, dass dann die Volatilität ansteigt, die Kursausschläge also zunehmen. Am Ende dieser zweitägigen Sitzungen starrt dann jeder auf das Verlautbarungs-Kauderwelsch und versucht „richtig“ zu reagieren. In diesen Ochsenkarren sollten Sie sich nicht einspannen lassen. Wer sich als Privatanleger darauf einlässt, endet meist als Rindvieh. Denn die großen „Spieler“ versuchen bevorzugt um diese Termine Ihnen das anzudrehen, was sie loswerden wollen und danach fällt und noch lieber Ihnen das billigst abzuknöpfen, was in nächster Zeit hohe Gewinne einbringt.

… bei den Goldaktien?

Es riecht danach, dass „FED and Friends“ gerade im Begriff sind, Goldaktien in rauen Mengen zu billigsten Kursen abzustauben, um sich so für die nächste Aufwärtsbewegung zu „positionieren“, wie es freundlich in der Haifisch-Sprache umschrieben wird. Diese Nummer läuft am besten, wenn man die Masse der kleinen Anleger durch einige Tage kontinuierlicher Kurseinbrüche und das Auslösen von Stoppkursen in panische Verkaufsstimmung versetzt.

Der bekannteste Goldaktien-ETF steht auf der Kippe

Werfen Sie hierzu einen Blick auf den Chart des über zehn Milliarden US-Dollar schweren Goldminen-ETF mit dem Kürzel GDX. Die blaue gerade Linie habe ich eingezeichnet. Sie zeigt, das im ganzen Jahr 2017 bis zur ersten Hälfte 2018 die Zone um 20,50 Dollar als Unterstützung diente, von der GDX stets nach oben abprallte. Im August 2018 brach der Kurs unter hohen Umsätzen nach unten durch, der Rückgang beschleunigte sich bis zum Tief im September.

Was glauben Sie, wer wann Gold kauft und verkauft?

Was glauben Sie, wer kaufte und verkaufte da wohl? Beim Bruch der nicht zu übersehenden „Unterstützung“ wurden Stop-Loss-Orders ausgelöst, die Anleger zur Verlustbegrenzung platzierten. Da alle zur gleichen Zeit durch die Ausgangstür drängten, krachte der GDX-Kurs erst richtig nach unten. Diese technisch ausgelöste Panik nutzten im August/September 2018 potente Adressen, um in großem Stil billig zuzugreifen. Wo Verkäufer sind, muss es auch Käufer geben. Letztere hatten bis zuletzt im Februar/März gut lachen.

Jetzt wird es spannend. Nach dem Kursrückgang der letzten acht Börsentage ist GDX von oben fast an die Demarkationslinie von 20,50 Dollar angestossen. Gleichzeitig verläuft dort auch die vielbeachtete 200-Tage-Durchschnittslinie. Hierzu sehen Sie unten den kurzfristigen GDX-Chart.

Seit einer Woche registriere ich eine ganze Reihe von Goldmarkt-Beobachtern, die ihren Kunden und Abonnenten zum Einstieg in Goldaktien raten. Argumentiert wird meist mit dem Rücklauf der Kurse zur Unterstützungszone. Das ist zwar nicht unlogisch, könnte sich aber leicht als kurzsichtig und verfrüht erweisen. Denn die Umsätze sind zu niedrig für ein Tief, Panik ist nicht zu erkennen, die großen Adressen konnten sich noch nicht billig mit Goldminen vollsaugen.

Blicken Sie noch einmal auf die erste Grafik. Der jüngste Rückgang ist alles andere als markant. Die deutlichen Anstiege starteten jedoch ausnahmslos nach ausgeprägten Tiefs – im September 2018, Ende 2017 und Anfang 2016. Als Konsequenz bleibe ich vorsichtig bis zum Monatswechsel und damit bis zur Sitzung meiner lieben Freunde von der US-Notenbank.

Mehr Cash im Wikifolio „Wolfs Wahl“

Um bei einem möglichen Ausverkauf zuschlagen zu können, habe ich die Cash-Quote in meinem Wikifolio deutlich auf 32 Prozent erhöht. Verkauft wurde beispielsweise eine Teilposition vom Optionsschein auf Wheaton Precious Metals mit 377 Prozent Gewinn. Drei Teilverkäufe führte ich beim Call auf Platin mit einem Plus zwischen 108 und 117 Prozent durch. Unverändert besitzt Platin beste Aussichten. Der Call hat jedoch nur noch eine Laufzeit bis Juni, zudem wurde mir der Platin-Anteil in „Wolfs Wahl“ durch die aufgelaufenen Gewinne zu hoch.

Im Ölbereich nahm ich schnelle 51 Prozent Gewinn in acht Börsentagen beim Optionsschein auf den Branchenführer im Ölservice-Sektor Schlumberger mit. Die Position in Halliburton reduzierte ich mit minimalem Plus, da die Ölaktien nicht mehr mit dem Öl mitgezogen sind. Heute konnte ich einem Teilverkauf beim Öl-Optionsschein mit 534 Prozent Gewinn nicht widerstehen.

Mein kompletter Ausstieg aus Euro Sun Mining hat andere Gründe.

Nach dem Kursanstieg wird Euro Sun Mining wieder dreist promotet

Zu Jahresbeginn und damit eindeutig zu früh fasste ich die Aktie an. Das kanadische Unternehmen soll die zweitgrößte Goldlagerstätte in Europa kontrollieren und hat jüngst eine wichtige Lizenz erhalten. Deshalb konnte ich die Aktie mit Gewinnen von 4, 62 und 71 Prozent verkaufen. Komplett trennte ich mich von dem Titel, als NACH der Verfünffachung vom Tief Ende März auf bekannten Internetseiten für die Aktie mit komplett veralteten Daten und Anzeigen getrommelt wurde, die identisch schon vor über zwei Jahren erschienen. Schlicht suspekt.

Sind Deutschland und Europa nicht genug „ausgemerkelt“?

Übel aufgestoßen ist mir die letzten Tage auch wieder einmal EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Fast hätte ich Harald Juhnke geschrieben, obwohl der mir doch viel sympathischer und bereits am 1. April 2005 verstorben ist. Mit Jean-Claude, dem meist Lächelnden und oft Lallenden, fühlt man sich leicht ganzjährig im 1. April. Aber ich fürchte, es war kein Scherz und er dachte nicht an eine Stelle als Putzfrau, als Juncker tatsächlich Merkel „hochqualifiziert“ für ein EU-Amt bezeichnete. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Angela Merkel in der Versenkung verschwindet“, sagte er mit wie immer schön rot gefärbter Nase. Viele Deutsche wären heilfroh, die optische und intellektuelle Zumutung wäre nie aufgetaucht. Doch dann folgte der Juncker-Satz, bei dem Alkohol an die Grenzen seiner Möglichkeiten stößt: „Sie ist nicht nur eine Respektsperson, sondern ein liebenswertes Gesamtkunstwerk.“ Das ist so absurd, da fehlen selbst mir die Worte.

Was Merkel und Juncker gemeinsam haben

Merkel klebt den Deutschen und ganz Europa wie ein lästiger Kaugummi am Schuh. Das hat sie mit Juncker gemeinsam. Ob es ein Zufall war, dass die Medien Junckers Ergüsse am 20. April verbreiteten? Vielleicht nicht, denn er legte kurz darauf nach: „Wenn Regierungen Behauptungen über die EU oder die Kommission aufstellen, die der Wahrheit nicht entsprechen, dann müssen wir reagieren (…) Ich werde das jetzt in den nächsten Wochen vor der Wahl auch selber machen: Ab Mittwoch nach Ostern wird zurückgeschossen.“ Hat der Schütze da etwa zu viel Feuerwasser geladen?

Jean-Claude Juncker will sich also persönlich gegen Lügen im Europawahlkampf zur Wehr setzen. Er ist der Mann, der im Jahr 2011 zur Euro-Krise bemerkte: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“