Liebe Leserin, lieber Leser,

ein Nackenschlag an den Finanzmärkten, der die Bezeichnung Crash verdient, erlebten unsere Vorfahren allenfalls einmal. In unserer gemanagt-manipulierten Welt hat sich dies geändert. Obwohl ich die Altersstruktur meiner Leser nicht kenne, gehe ich davon aus, dass ein Teil nun schon mit dem dritten oder vierten Crash umgehen muss.

Am 19. Oktober 1987 brach der Dow Jones in New York um fast 23 Prozent auf 1728 Punkte ein. Diesen größten prozentualen Tagesverlust in der Geschichte des amerikanischen Aktienindex erlebte ich als Erstsemester an der Universität an meinem ersten Tag. Dabei hatte ich das unverschämte Glück, in einen Gastvortrag des mit Recht berühmten Börsenkenners Roland Leuschel zu geraten. Dieser Tag und der Vortrag des Pfälzers wirkten nach.

Das Allzeithoch deutscher Aktien unter Einbeziehung der Inflation im März 2000 wird von einem Teil der Fachwelt nicht als Start eines Crashs gewertet, weil der sich an den heimischen Börsen drei Jahre hinzog. Es war jedoch ein ausgewachsener. Das Desaster von 2008 haben Sie wahrscheinlich noch in lebhafter, aber schlechter Erinnerung.

Das wichtigste US-Börsenbarometer in langfristiger Betrachtung zeigt die Situation ohne Panikgetöse. Durch kräftiges Gelddrucken und die offiziellen Kursmanipulierer in Form des Plunge Protection Team (PPT) wurden amerikanische Aktien zu weit nach oben gezogen. Eine mittelfristige Korrektur in die Region 2600 Punkte ist nun wahrscheinlich. Erst dort wird sich entscheiden, ob es zu einem Massaker vom Schlage 2008 kommt.

2020 bringt eine lukrative Einstiegschance bei Öl und Aktien

Ausnahmslos jeder Crash mündet in eine hervorragende Kaufchance. Das war auch 2008 so, ist logisch und wird trotzdem oft übersehen. Denn starke Verluste lösen bei den meisten Anlegern verständliche Panikreaktionen aus und führen nicht selten zur Abkehr vom Börsengeschehen. Hartgesottene halten die Hand auf, wenn andere emotional überreizt um jeden Preis verkaufen (wollen). Werfen Sie deshalb nie Ihre Positionen in einem Anflug von Verzweiflung entnervt und schon gar nicht ohne Limit aus dem Depot. Die tiefsten Kurse korrespondieren logischerweise mit der größten Verzweiflung. Ignorieren Sie auch die notorischen Schwarzmaler und Untergangspropheten, die gar nicht anders können, als jede günstige Einstiegsmöglichkeit zu verpassen.

Eine Kaufchance kristallisiert sich beim Öl heraus. Es ist auf dem Weg zu seinem Tief vom Dezember 2018 bei rund 42 Dollar. Schon jetzt sind viele Ölaktien ausgebombt und extrem billig.

Öl und Ölaktien sollten Sie auf dem Radar haben. Vom Coronavirus wurde der Energiesektor mit Abstand am stärksten infiziert. Das hat dazu geführt, dass Öl- und Gaswerte technisch extrem überkauft und absurd billig sind. Zu erkennen ist dies auch an Dividendenrenditen von 10 bis 20 Prozent bei vielen Unternehmen. Wikifolio-Wert Peyto weist beim aktuellen Aktienkurs von 2,20 Kanada-Dollar 10,8 Prozent Dividendenrendite aus. Und nur wenige Firmen sollten ihre Ausschüttungen kürzen.

Der wahrscheinlichste Weg zu höheren Kursen

Gegen den Kauf einzelner Öl- und Gasaktien schon jetzt ist wenig einzuwenden. Dabei sollten Sie jedoch bedenken, wie im Normalfall der Pfad zu höheren Kursen nach einem starken Rückschlag gepflastert ist. Gewöhnlich folgt einem starken Kurseinbruch eine Gegenbewegung von ein bis drei Wochen, die einen Teil der Verluste – oft rund die Hälfte – ausgleicht, gefolgt von einem Rückgang, der das vorherige Tief testet. Dabei wird zuweilen das erste Tief leicht unterboten, was viele Anleger zum erneuten Verkauf zur Unzeit verleitet.

Auch der US-Aktienmarkt dürfte in Kürze eine Erholung starten. Diese ist aber aus zwei Gründen mit mehr Vorsicht zu genießen. Erstens sind US-Aktien weniger ausgebombt als Öl. Zweitens haben amerikanische Titel kurz zuvor neue historische Höchststände erklommen.

Der Volatilitätsindex als ein wichtiger technischer Indikator hat am 28. Februar die Marke von 50 erreicht und liegt damit in der Nähe eines 10-Jahres-Hochs.

Preisfrage: Vierjahres-Tief oder Dekaden-Hoch?

Wenn Sie mit dieser Fragestellung wenig anfangen können, ist dies nicht weiter tragisch. Dass es vielen Marktkommentatoren so geht, stimmt bedenklich. Denn es sind wichtige Anhaltspunkte zur langfristigen Einordnung des Börsengeschehens. Alle vier Jahre markiert der US-Aktienmarkt ein wichtiges Tief, von dem es deutlich aufwärts geht. 2020 wäre es regulär wieder so weit. Was mich zur Vorsicht mahnt: Große langfristige Trendwenden setzten bei einem Jahrzehntwechsel ein. Dabei denke ich an das lange währende Goldpreis-Hoch vom Januar 1980, den Höchststand bei japanischen Aktien am letzten Börsentag 1989, das Top bei Tech-Aktien, DAX und Neuem Markt im März 2000.

Tritt dies nun bei amerikanischen und deutschen Aktien ein, die dann viele Jahre auf die Rutschbahn müssten? Mit ihrem Allzeithoch im Februar 2020 haben sie sich dafür qualifiziert. Es kann beides in einer trügerischen Kombination eintreten. Ein markantes Aktientief 2020, das etwa zu mehrmonatigen Gewinnen bis ins Jahr 2021 führt und dann wieder von einem Kursverfall abgelöst wird.

Was machen die Edelmetalle? – Und wie agiert Wolfs Wahl?

Aber es gibt ja noch die EZB, die US-Notenbank, staatlich installierte Eingreiftruppen (PPT), die nicht zögern werden, als Zauberlehrlinge das Gelddrucken in immer absurdere Sphären zu treiben und die Marktmanipulationen zu vervollkommnen. Bemäntelt wird dies natürlich mit dem edlen Motiv der Geld- und Weltrettung. Solche Verlautbarungen werden nicht lange auf sich warten lassen. Beschleunigt verlieren dann die Währungen ihre Kaufkraft, was den Edelmetallen neuen Rückenwind verleiht.

In der Corona-Panik wurde zuerst einmal alles über einen Kamm geschert und aus den Depots rausgehauen. Panikverkäufe, Margin-Calls und gezielte Attacken der Short-Banken setzten als Mixtur den Minenaktien und Edelmetallen zu. Dieser Sektor ist von der Marktkapitalisierung relativ klein, damit extrem volatil, was sich bei der Erholung positiv bemerkbar machen wird. Wichtig ist, dass Sie gerade in der momentan Phase mit wilden Schwankungen Ihre Emotionen kontrollieren und sich nicht von jeder kleinen Bewegung zu Käufen oder Verkäufen verleiten lassen.

Die Freitagsattacke hat den Goldpreis auf seinen (blauen) 50-Tages-Durchschnitt zurückgeworfen. Ein gutes Zeichen wäre, wenn diese Region hält und von hier die Erholung beginnt. Da der Dollar gerade in den Sturzflug übergeht, stehen die Chancen gut.
Der Silberpreis kam stärker unter die Räder. Eine Gegenbewegung dürfte in den Bereich 17 bis 17.50 Dollar führen. Der Goldpreis muss nun über 1654 Dollar steigen, damit Silber über 18 Dollar hinauskommt.
Neben Silber ist auch der Goldminen-Index HUI am Freitag zur 200-Tage-Linie zurückgekehrt, konnte sich aber im US-Handel am Montag in den ersten Stunden darüber etablieren. Ein „Austanzen“ der Kurse um das jetzige Niveau für zwei oder drei Wochen wäre eine gute Basis für einen neuen Anlauf nach oben.

Die hohen Schwankungen bei Edelmetallen und Minenaktien schrecken viele Börseninteressierte von dem Sektor ab und oft zu temporären Tiefkursen aus ihren Positionen. Das sind die Hauptgründe, warum nicht mehr Anleger die hohen Gewinnchancen nutzen (können). Dagegen gibt es zwei Mittel. Erstens schwören Sie sich darauf ein, nur an Tagen mit steigenden Kursen (teilweise) zu verkaufen. Zweitens können Sie tiefe Limitorder zum Kauf und hohe zum Verkauf legen.

Im Wikifolio Wolfs Wahl werde ich – wie schon in der vergangenen Woche – das Risiko reduzieren, indem ich Hebelprodukte mit längerer Laufzeit und niedrigerer Knock-Out-Schwelle aufnehme und dafür spekulativere Positionen an festen Tagen abbaue. Zudem behalte ich den erhöhten Cash-Anteil bei, um Kaufchancen bei Öl und Edelmetallen mit ausreichend pekuniärer Munition nutzen zu können.