Liebe Leserin, lieber Leser,

der Euro hat seit seiner Einführung vor 20 Jahren gegenüber Gold fast 80 Prozent verloren. Diesen horrenden Wertverlust der europäischen Katastrophen- und Gemeinschaftswährung zeigte ich Ihnen vor einer Woche zum Start der Serie „So kaufen Sie Edelmetalle richtig“ auf. Was daraus folgt, wissen Sie selbst. Sparen in Euro verbietet sich und ist allenfalls attraktiv für ausgemachte Masochisten.

Für Ihre pekuniäre Notwehr benötigen Sie besonders Gold und Silber. Diese Edelmetalle sollten Sie bevorzugt physisch erwerben. Barren oder Münzen können Sie bis zur Obergrenze von 9.999,99 Euro ohne Nennung von Namen und Adresse kaufen. Und dies sollten Sie auch so handhaben.

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Wer jetzt vom Euro in Silber wechselt, hat in den nächsten Jahren Grund zur Freude

Wie läuft ein anonymes Tafelgeschäft ab?

Anonym können Sie bei Edelmetallhändlern kaufen, die über ein Ladengeschäft verfügen. Also müssen Sie sich dahin bewegen, der bequeme Onlinekauf mit Einsatz von Kreditkarte oder Überweisung verbietet sich, da Sie dabei Spuren einer Elefantenherde hinterlassen. Ihre Barren und Münzen kaufen Sie im Ladengeschäft prinzipiell so einfach wie ein Buch. Cash gegen Ware. Am Kassenschalter zahlen Sie zuerst bar, danach erhalten Sie vom Händler Ihre gewünschte Ware. Früher liefen Geldgeschäfte in Banken über einen großen Tisch – die „Tafel“ – hinweg. Am „Tafelschalter“ wurde Bargeld gegen Finanzprodukte getauscht. Daher rührt die Bezeichnung „Tafelgeschäft“.

So bereiten Sie sich auf Ihren Edelmetallkauf vor

Beim Kauf im Ladengeschäft unter 10.000 Euro pro Person erfolgt keine Registrierung oder Identitätsprüfung. Lassen Sie sich von besserwisserischen Goldverkäufern, die Ihnen ohne Rechtsgrundlage Ihre Personalien entlocken wollen, nicht beeindrucken. Bei größeren Beträgen ist es sinnvoll, den Edelmetallhändler vor Ihrem Besuch zu kontaktieren oder einen konkreten Termin zu fixieren. Denn nur so können Sie sicher sein, dass die von Ihnen gewünschten Münzen und/oder Barren auch in ausreichender Menge verfügbar sind. Bei den meisten Edelmetallhändlern können Sie Ihre Schätze auch reservieren lassen – oft jedoch nur für einen Tag.

Obwohl Sie anonym kaufen, erhalten Sie einen „Barbeleg“, also eine ordnungsgemäße Abrechnung mit Bezeichnung der Ware, Kaufbetrag und Datum. Die Quittung enthält jedoch nicht Ihren Namen.

Obacht bei der Obergrenze

Nur unterhalb 10.000 Euro können Sie in Deutschland im stationären Edelmetallhandel Gold und Silber ohne Angabe Ihrer Personalien und damit anonym erwerben. Ab 10.000 Euro verpflichtet das Geldwäschegesetz (GwG) seit 1. Juni 2017 die Händler zur Feststellung der Identität der Käufer via Personalausweis oder Reisepass.

Ganz legal können Sie die Hürde Obergrenze überspringen, wenn Sie beispielsweise Ihren Freund oder (Ehe-)Partner mitbringen, der dann auch für maximal 9.999,99 Euro kauft. Oder Sie shoppen bei verschiedenen Edelmetallhändlern. Gerade in Großstädten haben Sie mittlerweile reichlich Auswahl. Wiederholt in kurzen Abständen bei einem Edelmetallhändler aufzukreuzen und aufzuladen, ist dagegen keine gute Idee. Denn der Betrag von 9.999,99 Euro gilt pro Geschäftsvorfall und mehrere, zeitlich kurz aufeinander folgende Käufe werden als ein Geschäftsvorfall gewertet. Händler müssen zwei Käufe eines Kunden selbst bei einem zeitlichen Abstand von einer Woche oder einem Monat als einen Geschäftsvorfall ansehen, auch wenn der Gesetzgeber diese Zeiträume nicht präzise definiert hat. Als Goldkäufer stehen Sie halt vorsorglich unter Verdacht. Dann werden die Personalien des Kunden auf einem GwG-Formular erfasst und für die Dauer von fünf Jahren aufbewahrt.

Warum Sie anonym und nicht auf einen Schlag kaufen sollten

Besonders drei Gründe sprechen für den Kauf von Edelmetallen ohne Preisgabe Ihres Namens. Erstens ist dies die einzig verbliebene Möglichkeit zur anonymen Geldanlage. Der Erwerb von Aktien oder Zinspapieren setzt ein Wertpapierdepot voraus, Immobilien werden in staatliche Register eingetragen und Tafelgeschäfte von den meisten Banken gar nicht erst angeboten. Zweitens geht die Angst vor einem Goldverbot bei Edelmetallfreunden um. In den USA war der Goldbesitz von 1933 bis Ende 1974 unter Androhung von Gefängnisstrafe verboten. Auch in Deutschland stand der Besitz in der Weimarer Republik und dem Dritten Reich unter Strafe. Letztlich ist dem heutigen Staat eine massive Besteuerung von Goldbeständen zuzutrauen. Leicht funktioniert das, wenn der Kauf irgendwo registriert wurde.

Goldmünzen sind auch steuerlich reizvoll

Nicht nur aus steuerlichen Gründen sollten Sie Ihre Quittung – die ja Ihren Namen nicht enthalten muss und soll – gut aufheben. Erstens können Sie bei einem späteren Verkauf damit belegen, dass Sie der Eigentümer des Edelmetalls sind. Zweitens haben Sie so – besonders in Kombination mit gestaffelten Goldkäufen – die Möglichkeit, Ihre Steuerlast zu reduzieren. Physisches Gold ist bislang nach einjähriger Haltedauer steuerfrei. Kaufen Sie nun beispielsweise acht Krügerrand (für aktuell 1193 Euro pro Unze), in vier Monaten nochmals acht australische Nuggets (aktuell 1184 Euro), und wollen – nach einem hoffentlich deutlichen Goldpreisanstieg – in 14 Monaten etwas verkaufen, dann geben Sie die zuerst gekauften südafrikanischen Münzen ab. So hat das Finanzamt nach jetziger Gesetzeslage keine Forderung gegen Sie, denn Sie haben ja die beweiskräftigen Quittungen.

Dies ist nur ein Grund, warum Sie Ihr Gold allenfalls dann auf einen Schlag kaufen sollten, wenn es um Anlagebeträge von wenigen Tausend Euro geht. Ansonsten gehen Sie bitte gestaffelt vor. Zum einen vermindern Sie so das Risiko, in eine Preisspitze und damit zu teuer einzusteigen. Mit über mehreren Monaten gestreckten Käufen können Sie weniger falsch machen und erzielen einen Durchschnittspreis für Ihren Goldbestand. Wollen Sie höhere Summen in Gold und Silber verwandeln und dabei anonym – also unter der Grenze von 10.000 Euro – bleiben, müssen Sie auch unter diesem Gesichtspunkt mehrmals bei (verschiedenen) Edelmetallhändlern antreten.

Schweigen ist Gold

Überlegen Sie es sich reiflich, bevor Sie Ihrem (Ehe-)Partner offenbaren, dass Sie einen zweiten „goldigen Schatz“ besitzen. Nicht erst bei der Scheidung kann dies zum bösen Bumerang werden. Unterdrücken Sie die menschliche Regung, von Ihren Goldmünzen zu erzählen oder sogar damit prahlen zu wollen. „Auri sacra fames“! Dieser verfluchte Hunger nach Gold bescherte nicht nur den Römern schon viel Ärger.

Nur anonym erworbenes und sicher verwahrtes Edelmetall, von dem weder der Staat noch andere (vermeintliche) Freunde wissen, erfüllt die Funktion einer idealen Notreserve. Damit verhindern Sie, dass Ihr Eigentum konfisziert, entwertet, prohibitiv besteuert oder sonstwie zu Ihren Lasten angerechnet wird. Gold und Silber in anfassbarer Form, auf das man jederzeit Zugriff hat, bietet so Diskretion und Schutz fast in Vollendung.

Wikifolio „Wolfs Wahl“: In Lauerstellung

Meine Warnungen vor der Sitzung der US-Notenbank am 1. Mai waren berechtigt. Edelmetallpreise und Goldminen mussten Federn lassen, verletzten charttechnische Unterstützungsbereiche. Zum Rutsch in die mehrfach genannten Kaufzonen kam es bei Gold und Silber (noch) nicht. Einzig Platin tauchte in meinen Kaufbereich 840 bis 860 Dollar ein, der Ihnen als Leser Orientierung geben sollte. Da die Hebelpositionen in Platin opulente neun Prozent meines Portfolios ausmachen und schön im Gewinn liegen, sehe ich keine Notwendigkeit für Zukäufe.

Platin ist um 850 Dollar ein Kauf

Im Wikifolio habe ich kaum Änderungen vorgenommen, lasse mich von den Schwankungen nicht ins Bockshorn jagen. Mit rund 30 Prozent Cash bin ich gewappnet und bereit zum antizyklischen Zukauf, falls es zum Ausputzer nach unten bei Gold und Silber kommt.